Pokal-Viertelfinale: TTF Liebherr Ochsenhausen – Post SV Mühlhausen 3:2
Eine elektrisierende Stimmung, 355 begeisterte Zuschauer und ein Abend, der allen in der Dr.-Hans-Liebherr-Sporthalle in Erinnerung bleiben wird: Die TTF Liebherr Ochsenhausen haben sich am Mittwochabend nach über dreieinhalb Stunden nervenaufreibender Spannung mit 3:2 im Viertelfinale des deutschen Tischtennis-Pokals gegen den Post SV Mühlhausen durchgesetzt und damit erneut das Liebherr-Final-Four erreicht. Der Titelverteidiger musste dabei alles investieren, um sich in einem dramatischen Schlussdoppel gegen die Gäste aus Thüringen durchzusetzen – ein Pokalabend, wie man ihn nicht besser hätte schreiben können.
Beide Teams mit Veränderungen im Vergleich zum Liga-Duell
Beide Mannschaften veränderten ihre Formationen im Vergleich zum Ligaspiel in der Vorwoche. TTF-Coach Bogdan Pugna schickte Shunsuke Togami, Tiago Abiodun und Andreas Levenko ins Rennen. Auf der Bank saß Leonardo Iizuka. Nicht zur Verfügung stand dagegen Iulian Chirita, der aufgrund eines Trainingslagers vom rumänischen Verband keine Freigabe für das Pokalspiel erhielt. Der Post SV trat mit Kay Stumper, Ovidiu Ionescu und Marcos Freitas an, während Steffen Mengel zunächst als Joker auf der Bank blieb.
Togami bringt die TTF in Front
Gleich zum Auftakt entwickelte sich ein hochklassiges Match: Shunsuke Togami traf auf den unangenehm spielenden Ovidiu Ionescu. Der Japaner startete stark, verlor danach etwas den Faden, fing sich jedoch in Satz drei wieder. Nach 2:2-Ausgleich ging es in den Entscheidungssatz, in dem Togami das Tempo nochmals anzog und den wichtigen ersten Punkt sicherte. Ein gelungener Start, aber ein Fingerzeig darauf, wie hart dieser Abend werden sollte.
Abiodun unterliegt Stumper erneut
Im zweiten Einzel traf Tiago Abiodun auf Kay Stumper, eine Paarung, die man bereits aus dem Ligaspiel kannte – und erneut hatte der junge Portugiese das Nachsehen. Er fand nie vollständig in seinen Rhythmus, verlor jeweils knapp und musste Stumper in drei Sätzen gratulieren. Somit war die Partie wieder offen.
Levenko muss sich Freitas beugen
Nun war Andreas Levenko gefordert – und bekam mit Marcos Freitas einen enorm routinierten Gegner. Das Match war taktisch geprägt, viele kurze Ballwechsel, viel Risiko im Aufschlag-Rückschlag-Spiel. Levenko blieb in Satz eins und drei lange auf Augenhöhe, doch Freitas war in den entscheidenden Momenten kühler und brachte Mühlhausen mit einem 3:0-Erfolg erstmals in Führung.
Togami erzwingt den Ausgleich – die Halle kocht
Mit 1:2 aus Team-Sicht lastete der Druck auf Shunsuke Togami, der gegen Kay Stumper unbedingt gewinnen musste. In einer Partie, die von der ersten bis zur letzten Rallye elektrisierte, lieferte Togami erneut über fünf Sätze – und erneut bewies er Nerven aus Stahl. Nach wechselndem Spielverlauf behielt er im fünften Satz die Oberhand und setzte sich mit 11:9 durch. Die TTF waren zurück, die Menge stand Kopf.
Das Schlussdoppel – aus fast aussichtloser Lage zum Triumph
Das Aufeinandertreffen Levenko/Abiodun gegen Ionescu/Freitas war dann ein typischer Fall von: „Wer nicht dabei war, kann es kaum glauben.“ Die Gäste dominierten anfangs klar, führten 2:0 in Sätzen und alles deutete auf das Pokal-Aus für Ochsenhausen hin. Doch dann wendete sich das Blatt. Mit fantastischem Kampfgeist, immer besserer Abstimmung und den Fans im Rücken holten sich die TTF den dritten Satz nach Abwehr mehrerer Matchbälle. Ähnlich auch das Bild im vierten Satz, welchen das heimische Duo dank wahnsinniger Nervenstärke ebenfalls für sich entscheiden konnte. Beim Stand von 2:2 war die Halle dann nur noch ein einziger Hexenkessel. Im fünften Satz gingen Levenko/Abiodun beim Seitenwechsel 5:4 in Führung – und ließen diese nicht mehr los. Der Matchball wurde verwandelt, das Publikum explodierte vor Begeisterung. Ochsenhausen hatte ein fast verlorenes Spiel gedreht und steht erneut im Liebherr-Final Four, welches am 04. Januar 2026 in der ratiopharm arena in Neu-Ulm ausgetragen wird.
Ein großer Erfolg für ein junges Team
Trotz 9:12 Sätzen, dafür aber mit 3:2 Spielen rückt Ochsenhausen als Titelverteidiger in eines der größten nationalen Events des deutschen Tischtennis ein. Erneut zeigt sich: Am Ende zählen gewonnene Matches – nicht die Anzahl der Satzpunkte. Die Mannschaft beweist Woche für Woche, dass Zusammenhalt, Wille und Mentalität auch leistungsmäßig kritische Phasen überstrahlen können. Viele hatten dieses Team vor der Saison als Wundertüte oder Abstiegskandidaten eingeordnet – aktuell zeigt Ochsenhausen eine ganz anderes Gesicht.
Für Mühlhausen dagegen war die Enttäuschung groß. Gerade das Schlussdoppel erinnerte an die jüngste Ligapartie, auch dort hatten sie das entscheidende Spiel aus der Hand gegeben.
Stimmen zum Spiel
TTF-Coach Bogdan Pugna zeigte sich nach dem Sieg sichtlich stolz. „Zunächst einmal vielen Dank an die tollen Zuschauer, die vor allem im letzten Spiel dafür gesorgt haben, dass unsere Jungs bis zum Ende kämpfen konnten“, begann er. Es sei „unglaublich, mit diesem Team erneut im Liebherr-Final-Four dabei zu sein und unseren Titel verteidigen zu können.“ Trotz der Vorfreude sprach Pugna auch die schwierigen Voraussetzungen an: „Es war für uns nicht einfach im Vorfeld mit dem Fehlen von Iulian, der keine Erlaubnis vom Verband bekommen hat. Wir haben aber gezeigt, dass wir ein Team sind und dieser Spirit stärker ist als alles andere.“ In der Kabine wolle die Mannschaft nun kurz feiern und den Moment auskosten: „Wir werden runterkommen und das Genießen.“ Abschließend blickte er noch auf die Außendarstellung des Teams: „Viele hatten uns schon vor der Saison abgeschrieben – aber wir arbeiten weiter hart, damit dieser Lauf anhält.“
Auch TTF-Präsident Kristijan Pejinovic zeigte sich beeindruckt: „Glückwunsch an Team und Trainer – ich bin noch etwas sprachlos. So viel Kampfgeist habe ich selten gesehen. Das wurde heute belohnt. Danke an die vielen Fans, das war ein Spektakel. Die Jungs haben sich zwar schwer getan, aber der Pokal hat seine eigenen Gesetze.“
Die einzelnen Ergebnisse im Überblick
Shunsuke Togami – Ovidiu Ionescu 3:2 (11:5, 8:11, 11:7, 5:11, 11:6)
Tiago Abiodun – Kay Stumper 0:3 (9:11, 5:11, 8:11)
Andreas Levenko – Marcos Freitas 0:3 (9:11, 5:11, 10:12)
Shunsuke Togami – Kay Stumper 3:2 (7:11, 15:13, 12:10, 8:11, 11:9)
Levenko/Abiodun – Ionescu/Freitas 3:2 (4:11, 9:11, 16:14, 13:11, 11:5)
Das Re-Live des Pokal-Dramas ist auf Dyn Sports abrufbar.
Ausblick
Zeit zum Durchatmen bleibt für die TTF Liebherr Ochsenhausen nicht: Bereits in weniger als zwei Tagen, am Freitag, 21. November 2025, steht für die Oberschwaben wieder der Liga-Alltag auf dem Programm. Dann empfängt das Team den TSV Bad Königshofen zum 9. Spieltag der TTBL in der Dr.-Hans-Liebherr-Sporthalle, Spielbeginn ist um 19:30 Uhr. Tickets gibt es noch an der Abendkasse.
Nach dem nervenaufreibenden Viertelfinale im Pokal wird es spannend zu beobachten sein, in welcher körperlichen und mentalen Verfassung die Spieler in das Ligaspiel gehen.
Die Fans dürfen sich auf ein intensives Match freuen, bei dem die TTF erneut zeigen wollen, dass sie nach wie vor in Topform sind und mit ihrem ungebrochenen Kampfgeist auch die Liga weiter spannend gestalten können.
