TTF Liebherr Ochsenhausen – 1. FC Saarbrücken TT 1:3
Es
hat nicht gereicht. Die TTF Liebherr Ochsenhausen haben das
„Geisterfinale“ um die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft am
Sonntagnachmittag in der Frankfurter Fraport Arena mit 1:3 verloren. Die
Saarländer waren von Anfang an die bissigere Mannschaft und setzten die
TTF immer wieder unter Druck. Sie hatten in dem chinesischen
Linkshänder Shang Kun ihren überragenden Spieler, gegen den sowohl Simon
Gauzy als auch Hugo Calderano an diesem Tag nahezu ohne Chance waren.
Somit muss man den Sieg der Saarländer als verdient bezeichnen.
Lediglich Jakub Dyjas konnte in seiner letzten Partie für die
Oberschwaben ein Match gewinnen – der Abschied von ihm fällt schwer.
Richtungsweisend
war natürlich das Auftaktmatch zwischen Hugo Calderano und Patrick
Franziska, in dem der Brasilianer zwar eine kämpferisch starke Leistung
bot und nach Rückständen immer wieder ins Match zurückkam, im
Entscheidungsdurchgang aber nicht das nötige Quäntchen Glück hatte. Zwar
konnte Calderano auch im fünften Satz einen 2:6-Rückstand egalisieren
und später zwei Matchbälle des deutschen Nationalspielers abwehren,
jedoch hatte dieser das bessere Ende auf seiner Seite und gewann in der
Verlängerung. Franziska selbst bezeichnete seinen knappen Erfolg später
als „unseren Türöffner“.
Mit
der 1:0-Führung seines Teams im Rücken zeigte der Chinese Shang Kun
eine Weltklasseleistung und hatte Simon Gauzy in den ersten beiden
Sätzen klar im Griff. Doch der 25-jährige Franzose gab sich so schnell
nicht geschlagen. Er stellte sein Spiel um und versuchte nicht mehr mit
Tempo um jeden Preis zum Erfolg zu kommen, sondern gegen Shangs
varianten- und schnittreiches Spiel zunehmend mit eigenen spielerischen
Finessen und Schnittvarianten zum Ziel zu kommen. Gauzy gewann
seinerseits den dritten Durchgang und hatte im vierten Satz fast immer
die Nase vorne. Doch die entscheidenden Punkte machte sein Gegner, der
schließlich mit 12:10 gewann und damit die Saarbrücker mit 2:0 in Front
brachte.
Das
0:2 war schon eine heftige Hypothek, doch drei Tage zuvor hatte man
schließlich auch in Düsseldorf einen solchen Rückstand in einen Sieg
umgemünzt. Die Hoffnung war also noch da, auch diese wichtige Partie zu
drehen. Und tatsächlich war es erneut Jakub Dyjas, der seine Farben ins
Spiel zurückbrachte. Gegen den Slowenen Darko Jorgic zeigte der
24-jährige Pole eine blitzsaubere Leistung und ließ beim 11:9, 12:10,
12:14 und 11:3 nichts anbrennen.
1:2,
doch nun musste Hugo Calderano gegen Shang Kun um jeden Preis gewinnen,
um das Entscheidungsmatch zwischen Simon Gauzy und Patrick Franziska zu
ermöglichen. Doch das TTF-Ass blieb – das muss man ehrlich eingestehen –
ein ganzes Stück von einem Erfolg entfernt. Auch ihm war im ersten
Aufeinandertreffen mit Shang überhaupt eine gewisse Unsicherheit
anzumerken, da dessen schnittreiches Spiel nicht alltäglich ist. Zudem
war das Timing des Chinesen, der Wechsel zwischen eher langsamen
„Gefühlsbällen“ und fulminanten Angriffsschlägen, heute schlicht und
einfach perfekt. Calderano versuchte es immer wieder mit schnellem
Spiel, doch sein Gegner hatte einfach die besseren Antworten parat und
führte in sämtlichen drei Sätzen zwischenzeitlich hoch. In zwei
Durchgängen konnte der Ochsenhauser am Ende zwar noch aufholen, ein
Satzgewinn war ihm indes nicht vergönnt. Um 16.50 Uhr war es passiert,
Calderano hatte auch den dritten Satz mit 9:11 verloren und Saarbrücken
war nach einer Gesamtspieldauer von zwei Stunden und 50 Minuten erstmals
in der Bundesligageschichte Deutscher Meister.
Nach
den beiden Titeln in der Vorsaison waren den TTF 2019/20 somit „nur“
zwei zweite Plätze vergönnt – in Meisterschaft und Pokal. Doch das in
Teilen neu formierte Team will auch in der kommenden Saison wieder
angreifen und lässt sich durch die heutige Niederlage nicht von seinem
Weg abbringen.
Die
TTF-Verantwortlichen erwiesen sich als faire Verlierer und würdigten
die starke Leistung des Gegners. „In Düsseldorf hatten wir das Glück auf
unserer Seite, dieses Mal hat es nicht ganz gereicht, die Partie
komplett umzubiegen“, sagte Trainer Dmitrij Mazunov. „Auch weil Shang
Kun ungeheuer stark gespielt hat, er war heute der Matchwinner.
Gratulation an Saarbrücken, sie haben verdient gewonnen.“
Auch
Kristijan Pejinovic unterstrich den Klasseauftritt der Saarländer:
„Glückwunsch an Saarbrücken, die die ganze Saison über dominiert und
dann heute nach einer herausragenden Leistung verdient gewonnen haben.“
Der Vereinspräsident räumte ein: „Vor allem gegen Shang Kun haben wir
kein taktisches Rezept gefunden.“ Doch die Gesamtschau ist positiv. „Wir
haben etwas vorzuweisen, auf das wir stolz sein können. Fünftes Finale
in Folge, dabei zwei Titel geholt letztes Jahr. Zudem gab es Highlights,
bei denen wir unsere Klasse unter Beweis stellen konnten, wie etwa den
Sieg in Düsseldorf nach 0:2-Rückstand oder auch den Halbfinalsieg
gegen die Borussia beim Liebherr Pokal-Finale“, so Pejinovic. „Wir gehen
erhobenen Hauptes aus der Saison und freuen uns auf die nächste
Spielzeit, in der wir mit unserer stark verjüngten Mannschaft um Hugo
Calderano und Simon Gauzy hoffen, vielleicht schon wieder Akzente setzen
zu können.“
TISCHTENNIS BUNDESLIGA (TTBL) – LIEBHERR POKAL-FINALE
TTF Liebherr Ochsenhausen – 1. FC Saarbrücken TT 1:3
Hugo Calderano – Patrick Franziska 2:3 (3:11, 11:6, 10:12, 11:9, 10:12)
Simon Gauzy – Shang Kun 1:3 (8:11, 7:11, 11:9, 10:12)
Jakub Dyjas – Darko Jorgic 3:1 (11:9, 12:10, 12:14, 11:3)
Hugo Calderano – Shang Kun 0:3 (9:11, 6:11, 9:11)