Nicht nur in Nürnberg, wo der Düsseldorfer Dang Qiu seinen Deutschen Meistertitel verteidigen konnte, sondern auch in diversen anderen europäischen Ländern fanden am Wochenende nationale Einzelmeisterschaften statt. Beteiligt waren mit Simon Gauzy und Can Akkuzu in Frankreich und Samuel Kulczycki in Polen drei TTF-Spieler.
Herausragende Erfolge waren leider nicht zu verzeichnen, die meisten Akteure waren noch leicht angeschlagen und nicht in Topform – die Folge einer Dauerserie von internationalen Einsätzen, wie sie zwar von der ITTF/WTT gewollt ist, den Spielern letztlich aber nicht gut tut. Man erinnere sich, dass genau aus diesem Grund das gewissermaßen letzte TTF-Aufgebot vor zehn Tagen zu Hause in der TTBL gegen Werder Bremen verloren hatte. Aus diesem Grund verzichtete auch Alvaro Robles, der im Normalfall große Chancen auf den Titelgewinn in Spanien besessen hätte, auf die Teilnahme an den nationalen Meisterschaften seines Landes, da er sich noch nicht wieder fit genug gefühlt hatte.
Frankreich: Im Einzel nur Bronze für Simon Gauzy, doch Gold im Mixed
Die 48 besten französischen Spieler duellierten sich drei Tage lang an der Mittelmeerküste in der Azur Arena in Antibes um Titelehren. Natürlich zählte Simon Gauzy, Silbermedaillengewinner der Vorsaison, zu den Topfavoriten an der Côte d’Azur, doch seine Verfassung war noch nicht wieder gut genug, um diesmal ganz oben anzugreifen. Zwar gewann er seine ersten vier Matches, unter anderem gegen Benjamin Brossier, Alexis Kouraichi und Thibault Poret, doch im Halbfinale kam das Turnier-Aus durch eine 1:4-Niederlage gegen das 16-jährige Penholder-Ass Felix Lebrun, der später im Finale seinem drei Jahre älteren Bruder Alexis unterlag, dem somit die Titelverteidigung glückte. Der 28-jährige Ochsenhauser musste sich im Herren-Einzel also mit Bronze zufrieden geben.
Zur Erinnerung: Beim Meisterschafts-Turnier im letzten Jahr in Mouilleron-Le-Captif war Gauzy durch Siege gegen namhafte Konkurrenten im Eiltempo ins Finale gestürmt, wo er sich aber dem damals 18-jährigen Alexis Lebrun in vier Sätzen geschlagen geben musste. Man könnte fast sagen, dass die aufstrebenden Brüder Lebrun nun schon zum zweiten Mal in Folge zum Schicksal des Führungsspielers der TTF Liebherr Ochsenhausen geworden sind. Doch das muss natürlich nicht so bleiben. Für Simon Gauzy bleibt es einstweilen aber bei drei nationalen Titeln im Herren-Einzel, die er in den Jahren 2013, 2020 und 2021 erringen konnte.
Als kleine Entschädigung gelang ihm in Antibes immerhin der Turniersieg im Mixed an der Seite der 18-jährigen Linkshänderin Prithika Pavade, mit der er schon bei einigen internationalen Turnieren erfolgreich gespielt hatte. Somit kehrte Gauzy wenigstens mit einer Goldmedaille nach Ochsenhausen zurück.
Beim angeschlagenen Can Akkuzu reichte es nur für ein Doppel
Sein Ochsenhauser Teamkollege Can Akkuzu wäre in normaler Verfassung ebenfalls ein Kandidat für die vorderen Ränge gewesen, doch es reichte nicht. Der 25-Jährige konnte zu seinem Zweitrunden-Match gegen Jean Gregoire verletzungsbedingt nicht mehr antreten, nachdem er es zuvor im Doppel gemeinsam mit Irvin Bertrand versucht hatte – ein Match erfolgreich, das zweite mussten sie abschenken. „Can war immer noch nicht zu 100 Prozent fit, wollte es aber zumindest versuchen“, bestätigt TTF-Präsident Kristijan Pejinovic. Dass es dann nur zu einem Doppel gereicht hat, war natürlich sehr schade.
Polen: Samuel Kulczycki „nur“ mit Bronze im Einzel
Die Orlen Arena in der 120.000-Einwohner-Stadt Płock, etwa 100 km nordwestlich von Warschau an der Weichsel gelegen, war am Wochenende Schauplatz der polnischen Titelkämpfe, übrigens der 91., genau wie in Deutschland. Mit von der Partie waren Samuel Kulczycki, der als einziger TTF-Spieler zuletzt fit und ausgeruht war, sowie der in der Saison 2022/23 an Grenzau verliehene Maciej Kubik.
Der Titel im Einzel ging zwar an einen Turnierteilnehmer, dessen Name in Ochsenhausen einen guten Klang hat, doch leider nicht an Kulczycki. Erfolgreich war der 27-jährige Ex-TTF-Spieler Jakub Dyjas, der seit 2020 für den polnischen Erstligisten KS Dekorglass Działdowo aufschlägt und der bereits im Vorjahr den nationalen Meistertitel gewonnen hatte.
Die Erfolge des aktuellen Ochsenhausers in Płock, dem man sowohl im Einzel als auch im Doppel mit Kubik sowie im Mixed mit Katarzyna Węgrzyn Siegchancen eingeräumt hatte, waren eher bescheiden, zumindest aber nicht das, was man erwartet und was Kulczycki sich selbst erhofft hatte.
Halbfinale: Kulczycki muss Dyjas gratulieren
Im Halbfinale am Sonntag trafen Dyjas und Kulczycki, der 2021 den polnischen Meistertitel gewonnen hatte, aufeinander. Dyjas siegte mit 4:1 (11:6, 5:11, 11:8, 11:7, 11:8) und schlug später im Finale auch den 38-jährigen Routinier Tomasz Lewandowski, der Maciej Kubik in der Vorschlussrunde, ebenfalls in fünf Sätzen, ausgeschaltet hatte. Der vierte nationale Meistertitel für Dyjas, während sich Kulczycki und Kubik mit Bronzemedaillen im Herren-Einzel begnügen mussten.
Im Jahr 2022 hatte Kulczycki die polnischen Meisterschaften in Tschenstochau verpasst, weil er während des WTT-Turniers in Katar positiv auf Corona getestet worden war und dort in Quarantäne bleiben musste. Entsprechend viel hatte er sich für die diesjährigen Titelkämpfe vorgenommen, doch im Ergebnis blieb er unter seinen Möglichkeiten. „Es war ein hartes Turnier für mich“, so der Kommentar von Samuel Kulzycki. „Im Halbfinale habe ich nicht auf dem Niveau gespielt, das ich mir gewünscht hätte. Jakub spielte selbstbewusst am Tisch und gewann letztlich verdient.“
Ausbeute im Doppel und Mixed enttäuschend
Im Doppel waren die früheren Junioren-Europameister Kulczycki und Kubik als Turnierfavoriten ins Rennen gegangen. Doch auch in dieser Disziplin gelang der große Wurf nicht. Im Gegenteil, das frühe Turnier-Aus des topgesetzten Duos bereits im Achtelfinale nach einem 2:3 gegen die Kombination Patryk Dziuba/Patryk Bielecki war doch ziemlich enttäuschend. Der Sieg ging auch im Doppel an den früheren Ochsenhauser Jakub Dyjas, der sich gemeinsam mit seinem Teamkollegen aus Działdowo, Patryk Lewandowski, den Titel sicherte.
Bliebe noch der Mixed-Wettbewerb, in dem Maciej Kubik gemeinsam mit Ilona Sztwiertnia wenigstens eine Bronzemedaille errang. Samuel Kulczycki und Katarzyna Węgrzyn schieden im Viertelfinale aus, ein für das eingespielte Duo ungewohntes Gefühl, das schon auf vielen Turnieren und auch schon bei polnischen Meisterschaften erfolgreich war.
Togamis Erfolg in Japan bleibt Ochsenhausens Highlight
Es bleibt dabei: Der einzige überragende Erfolg bei nationalen Meisterschaften im Jahr 2023 gelang einem TTF-Spieler weit entfernt vom europäischen Kontinent, nämlich Shunsuke Togami, der Ende Januar in Tokio seinen Titel bei den All Japan Championships verteidigen konnte – ein Titel allerdings, der vom Rang deutlich über den nationalen Titeln in den europäischen Ländern steht.