TTF Liebherr Ochsenhausen – TTC OE Bad Homburg 3:2
Die TTF Liebherr Ochsenhausen sind am Sonntagnachmittag im Heimspiel gegen Tabellenschlusslicht Bad Homburg buchstäblich mit einem blauen Auge davongekommen. Ohne „Leitwolf“ Simon Gauzy konnte die umkämpfte Partie nach zwischenzeitlichem 1:2-Rückstand gerade so mit 3:2 gewonnen werden, auch wenn die Hessen nicht einmal in der allerstärksten Besetzung angetreten waren.
Was am Tisch nicht in jeder Phase überzeugend daherkam, wirkte sich in der Tabelle positiv aus. Die Oberschwaben bleiben mit 14:2 Punkten Düsseldorf-Verfolger Nummer eins und weisen zurzeit einen Sechs-Punkte-Abstand zum ersten Nicht-Play-off-Platz auf. Eine gute Ausgangsposition für den weiteren Saisonverlauf nach gespielten acht Partien. Die neunte findet erst in sechs Wochen statt – und dann wird man mächtig gefordert sein, nämlich wenn Ligaprimus Düsseldorf (16:0 Punkte) am 12. Dezember seine Visitenkarte in der Ochsenhauser Dr.-Hans-Liebherr-Halle abgibt – ein echtes Topspiel und ein Bundesliga-Klassiker der ganz besonderen Sorte.
TTF quälen sich gegen selbstbewusste Bad Homburger
Doch zurück zum Spiel gegen Bad Homburg: Die 120 Fans erlebten keineswegs ein schwaches Schlusslicht, das die 375 Kilometer weite Reise auf sich genommen hatte, um die Punkte widerstandslos abzuliefern, sondern eine selbstbewusste Truppe, die alles aus sich herausholte und am Ende nur einen Wimpernschlag von der Sensation entfernt war.
Zunächst hatte Kanak Jha einige anfängliche Probleme, konnten dann aber den U23-Kaderspieler des Deutschen Tischtennis-Bundes, Cedric Meissner, noch klar in die Schranken weisen. Die TTF lagen erwartungsgemäß vorne. Es folgte der Auftritt von Youngster Maciej Kubik, der endlich sein erstes Einzel in dieser Saison gewinnen wollte. Doch der 18-jährige Pole fand gegen Bad Homburgs „Leitwolf“ Lubomir Jancarik kaum in seinen Rhythmus, kam von Satz zu Satz zwar etwas näher heran, musste letztlich aber seinem sehr erfahrenen Gegner zu einem 3:0-Erfolg gratulieren. Samuel Kulczycki sollte das Ochsenhauser Schiff wieder auf Kurs bringen, doch gegen den aggressiv angreifenden Rumänen Rares Sipos lief es nicht nach Plan. Zwar konnte der 19-jährige polnische Nationalspieler zweimal nach Sätzen vorlegen, verlor dann jedoch den Zugriff, sodass in den Sätzen vier und fünf nicht mehr allzu viel gelang.
US-Boy Kanak Jha hält TTF im Spiel, dramatisches Doppel mit Happyend
2:1 für Bad Homburg und Kanak Jha stand im Spitzenduell mit Jancarik gehörig unter Druck und musste gewinnen. Dies gelang schließlich auch, doch es war ein hartes Stück Arbeit für den 21-jährigen US-Amerikaner, der zweimal Satzführungen vorlegte, zweimal nicht verhindern konnte, dass der baumlange Tscheche egalisierte, aber im fünften Durchgang dann doch mit 11:7 diese Nase vorn hatte. Jhas Einzelbilanz lautet nunmehr 10:2, ein Resultat, das Bände spricht. Nach der verkorksten Auftaktsaison erhielt er eine weitere Chance und die nutzt er gerade in beeindruckender Manier.
Doch nun folgte das Doppel, in dem es um die Wurst ging. Die U19-Europameister Samuel Kulczycki und Maciej Kubik spielten keineswegs so souverän, wie es ihnen viele zugetraut hatten, und die bis dahin sieglose TTC OE-Formation Sipos/Meissner spielte richtig gut. Nach dem klar gewonnenen dritten Durchgang und der 2:1-Satzführung schien das Ochsenhauser Gespann auf gutem Weg, den Sieg endlich einzutüten, doch die Bad Homburger wehrten sich, kamen zur Satzausgleich und wurden Teil jenes Krimis, der im Schlusssatz die Nerven bis zur Höchstgrenze strapazierte. Mit Happyend für die TTF (8:11, 11:7, 11:2, 9:11, 13:11) und ganz tiefem Durchatmen.
„Verrücktes Doppel“ und zu lange Turnierpausen: Stimmen zum Spiel
„Wir haben erneut bewiesen, dass wir auch ohne Simon Gauzy gewinnen können“, sagte Kanak Jha, dem noch die Aufregung über den dramatischen Schlussakt anzumerken war, bei dem er zuschauen musste und nicht eingreifen konnte. „Das Doppel war ein verrücktes Match, unfassbar knapp und auf sehr hohem Niveau.“
Eine umfassende Analyse liegt uns von Kristijan Pejinovic vor. „Das war heute etwas morsch gewesen“, so der TTF-Präsident, „man merkte den Jungs an, dass sie etwas müde sind. Es war definitiv keine Glanzleistung aber doch wenigstens eine geschlossene Teamleistung. Man kann schon von einem Arbeitssieg sprechen. Auch solche Spiele gibt es und da ist es dann besonders wichtig, zu gewinnen. Und dass Bad Homburg nicht schwach ist, hatte ja schon Fulda zu spüren bekommen.“ Zur Einzelkritik: „Kanak natürlich sehr gut, auch etwas hakelig, aber nervenstark und erfolgreich. Er hat uns über Wasser gehalten und auf die Zielgerade gehievt. Maciej war heute bei keinen 50 Prozent und bei Samuel war die Luft raus ab dem vierten Satz.“ Pejinovic hat eine schlüssige Erklärung für das Problem: „Diese langen Pausen, die immer wieder wegen der Turnierblöcke dazwischen liegen, führen sichtbar dazu, dass die Jungs aus dem Rhythmus kommen. Das war schon an dem Wochenende mit Fulda/Saarbrücken zu erkennen und jetzt war wieder eine lange Phase nichts, deswegen war es umso wichtiger, die Punkte heute hier zu behalten.“ Doch es geht ähnlich weiter: „Jetzt haben wir wieder eine sehr lange Pause wegen der WM und der zwei WTT-Turniere ab nächster Woche.“
Das Spiel im Überblick
Kanak Jha – Cedric Meissner 3:1 (11:13, 11:6, 11:5, 11:4)
Maciej Kubik – Lubomir Jancarik 0:3 (6:11, 8:11, 9:11)
Samuel Kulczycki – Rares Sipos 2:3 (11:9, 6:11, 12:10, 7:11, 4:11)
Kanak Jha – Lubomir Jancarik 3:2 (11:6, 9:11, 11:7, 9:11, 11:7)
Samuel Kulczycki/Maciej Kubik – Rares Sipos/Cedric Meissner 3:2 (8:11, 11:7, 11:2, 9:11, 13:11)
Zuschauer: 120