Für die in den Play-off-Halbfinals knapp gescheiterten TTF Liebherr Ochsenhausen ist die Saison beendet, nicht aber für die Spieler. Simon Gauzy, Alvaro Robles, Can Akkuzu, Shunsuke Togami und Samuel Kulczycki – letzterer nur im Doppel und Mixed – sind in diesen Tagen im südafrikanischen Durban im Einsatz und versuchen, bei den Welttitelkämpfen vom 20. bis 28. Mai etwas zu reißen. Kanak Jha kann aufgrund seiner einjährigen Sperre nicht teilnehmen. Wenn man so will, ist aber mit dem in der Saison 2022/23 an Grenzau verliehenen Maciej Kubik ein sechster Ochsenhauser dabei.

Zweite WM der Tischtennisgeschichte auf afrikanischem Boden

Leicht wird es nicht, bei den zweiten Titelkämpfen auf dem afrikanischen Kontinent nach Kairo 1939 Akzente zu setzen, zu den Favoriten zählen die TTF-Asse nicht, allenfalls Togami gilt im Doppel-Turnier als ein Medaillen-Anwärter. In fünf Wettbewerben wird im Inkosi Albert Luthuli International Convention Centre Complex, einem großen Veranstaltungskomplex im Stadtzentrum, um Edelmetall gekämpft: Herren-Einzel, Damen-Einzel, Herren-Doppel, Damen-Doppel und gemischtes Doppel. Es wird ausschließlich im K.o.-System gespielt, alle Einzelbegegnungen werden auf vier Gewinnsätze, alle Doppelbegegnungen auf drei Gewinnsätze gespielt.

Die erste Hauptrunde im Herren- und Damen-Einzel wird mit jeweils 128 Spieler/innen ausgetragen. Die erste Hauptrunde im Herren-Doppel, Damen-Doppel und gemischten Doppel wird mit jeweils 64 Duos ausgetragen. In den Einzelwettbewerben sind jeweils 32 Spielerinnen und Spieler gesetzt, in den Doppelwettbewerben jeweils 16 Paare.

Topfavoriten kommen aus China

Im Herren-Einzel ist Titelverteidiger und Weltranglisten-Erste Fan Zhendong (China) der topgesetzte Spieler. Unter den erste Zehn der Setzliste finden sich fünf Sportler aus dem Reich der Mitte, drei davon auf den Positionen eins bis drei. Auch in sämtlichen anderen Wettbewerbe gelten die Chinesen als favorisiert – im Mixed und vielleicht auch im Doppel wird man sie gegebenenfalls eher überraschen können als in den Einzel-Konkurrenzen.

Nur Simon Gauzy gesetzt, Akkuzu trifft auf Ovtcharov

Aus dem Ochsenhauser Quintett ist im Herren-Einzel lediglich Simon Gauzy analog zu seiner Weltranglistenposition (36.) unter den Gesetzten. Der 28-jährige Franzose findet sich auf Position 31 der Setzliste. Zu gerne würde er wieder einmal bei einer WM etwas Außergewöhnliches bewerkstelligen, so wie beim Turnier des Jahres 2019 in Budapest, wo er bis ins Viertelfinale vorstieß und in der Runde der letzten 32 den damaligen Weltranglisten-Ersten Xu Xin (China) ausschaltete. Bei der letzten Einzel-WM in Houston (USA) schied der Silbermedaillengewinner der EM 2016 in der Runde der besten 32 aus. Zuletzt in den Play-offs gegen Saarbrücken zeigte er sich in guter bis sehr guter Form. Gauzy spielt in der ersten Runde gegen den 19-jährigen Rumänen Eduard Ionescu. Sollte er gewinnen, träfe er auf den Sieger des Matchs Mihai Bobocica (Italien) vs. Ahmed Saleh (Ägypten) – auch dies zumindest auf dem Papier eine lösbare Aufgabe.

Gauzys Landsmann Can Akkuzu hat es da schwerer getroffen. Gleich in der ersten Runde muss er gegen einen Topspieler in die Box und trifft auf den Weltranglisten-15. Dimitrij Ovtcharov (Deutschland).

Für Alvaro Robles ist das Auftaktlos als günstig zu bewerten. Der Spanier darf zumindest in der ersten Runde als Favorit gelten – sein erster Gegner ist der Neuseeländer Kelsey Amor.

Shunsuke Togami war in den Play-offs nicht spielberechtigt, da er in der Rückrunde nur auf einen Bundesliga-Einsatz kam. Hätte er gegen Saarbrücken gespielt, wäre er unter Umständen auf den Tschechen Tomas Polansky getroffen. Dies holt er am Samstag in der ersten Runde nach. Sollte er sich als Favorit durchsetzen, würde es anschließend extrem schwer, denn sein nächster Gegner wäre der an Position zwei gesetzte Chinese Wang Chuqin.

Togami will im Doppel in die Medaillenränge vorstoßen

Im Doppel stehen die Chancen des 21-jährigen Japaners besser. Togami ist mit seinem Landsmann Yukiya Uda am Start, die beiden sind als aktuelle Weltranglisten-Zweite eines der Top-Gespanne und in Durban an Position drei gesetzt.

Als ausgesprochen doppelstark gilt auch Alvaro Robles, der nicht von ungefähr gemeinsam mit dem Rumänen Ovidiu Ionescu bei der WM 2019 in Budapest Silber gewann. Die beiden spielen auch bei der diesjährigen WM zusammen und erhoffen sich ein gutes Abschneiden. In der ersten Runde sollten Maxwell/Knight aus Barbados jedenfalls keine allzu hohe Hürde für die beiden Bundesligaprofis darstellen.

Can Akkuzu geht gemeinsam mit seinem Landsmann Emmanuel Lebesson in den Ring, eine Rechts-Links-Kombination, der durchaus etwas zuzutrauen ist. Während Simon Gauzy kein Doppel spielt, treten die beiden jungen Polen Samuel Kulczycki und Maciej Kubik gemeinsam an – seit der Jugend eine eingespielte und international erfolgreiche Paarung.

Robles/Xiao mit Chancen im Mixed

Auch im Mixed versuchen Ochsenhauser Spieler ihr Glück. Die beste Setzposition (10) hat das spanische Duo Alvaro Robles/Maria Xiao inne, eine von ganz wenigen Kombinationen aus zwei Linkshändern, die man auf internationaler Bühne sieht.

Simon Gauzy spielt gemeinsam mit seiner 18-jährigen Landsfrau Prithika Pavade, einer überaus talentierten Linkshänderin. Die beiden sind recht gut eingespielt und waren schon öfters gemeinsam auf internationalen Turnieren im Einsatz.

Wie fast immer, tritt Samuel Kulczycki im Mixed gemeinsam mit der 22-jährigen Katarzyna Wegrzyn an – „ausnahmsweise“ mal zwei Rechtshänder. Eine gut harmonierende Kombination, ob es indes reicht, sich in Durban in den Vordergrund zu spielen, muss man abwarten. Schließlich wären in der zweiten Runde mit Kuai Man/Lin Shidong zwei richtig starke Chinesen die zu erwartenden Gegner von Kulczycki/Wegrzyn.

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